"Gute Reise im Zug" heißt der Zug, der mich heute zu ihm bringt. Schön langsam gewöhne ich mich ans wöchentliche Reisen mit der Bahn und daran, eine Fernbeziehung zu führen - wenn ich das auch nie wollte.
Manches muss man wohl auch einfach ausprobieren, ehe man darüber urteilt.
Zum Glück ist unsere "Ferne" noch in einem erträglichen Bereich und dank Westbahn nun gefühlt etwas näher.
Übrigens spannend, wie schnell ich - allen Mahnungen, mir Zeit zu lassen zum Trotz - mit der Frage konfrontiert wurde, wer denn "im Ernstfall" zu wem ziehen würde! Ich stelle mir die Frage, wenn es soweit ist und genieße bis dahin, was wir haben: eine wundervolle Zeit zu zweit! :-)
Nachtrag: Nach Hause reise ich im "Ledersitze im Zug" - wer bitte denkt sich bei der "Westbahn" die Zugnamen aus?!
Wenn ich glücklich bin, fällt eines ganz besonders schwer: mein Herz nicht auf der Zunge zu tragen, mein Glück nicht lauthals überall zu verkünden.
Jetzt aber erfordert genau das die Situation.
Ich möchte von unseren Unternehmungen erzählen, unsere Fotos herzeigen, jedem sagen, wie glücklich mich dieses Wir macht, das sich so überraschend und so selbstverständlich ergab, und wie sehr ich mich verliebt habe. Und das Beste ist, dass nun genau das endlich wieder vereint ist. :-)
So habe ich ein süßes Geheimnis, das ich nur mit einem kleinen Kreis von Auserwählten teile – und mit euch.
Liebe und Leidenschaft – um die zwei Begriffe drehen sich alle Fragen der letzten Monate.
Liebe ohne Leidenschaft. Leidenschaft ohne Liebe. Die Verbindung ist irgendwo abhanden gekommen.
Ich diskutiere mit dem Chef in einer Teamrunde über Liebe und Leidenschaft – für den Beruf. Leidenschaft als Grundlage für Motivation. Verstand und Liebe als Firmenphilosophie.
Ein Lieferant flirtet mich unverholen an und nennt die Dinge auch noch beim Namen.
Wildfremde stellen mir die intimsten Fragen.
Ziehe ich diese Themen plötzlich an?
Herrlich männliche Düfte wollen mir nicht mehr aus der Nase. Ich scheine eine sinnliche Phase anzusteuern, hormonell und emotional verwirrt zu sein. Macht mich nur der anstehende Vollmond so nervös…?
Die Hälfte der Probezeit ist schon rum, und mit ihr schon über die Hälfte des Advents. Beides ist nur so verflogen und hat jede Menge Erkenntnisse mit sich gebracht:
Schlipsträger tragen auch manchmal Jeans
Model-Schicksen haben sich ihr Auftreten und ihre gewählte Sprache eventuell auch einfach nur antrainiert
Wer alles mitschreibt und protokolliert, hat schon fast gewonnen
Wer zeigt, was er kann, darf sich nicht wundern, wenn er auch schnell auch für all das zuständig ist
Selbst beim Planungsminister und Konzeptekönig sollte man immerzu mit spontanen Terminen rechnen und darauf vorbereitet sein, von einer Minute auf die andere selbst daran teilzunehmen
Zeit für Adventmärkte muss man sich einfach nur nehmen
Weihnachtsstimmung kann auch beim Keksebacken entstehen
Mir geht's also gut. Ich hab mich richtig entschieden, jedenfalls hab ich kein Gegenüber, das mich täglich nervt, und ich darf wieder selbst kreative Lösungen finden. Schön langsam glaube ich sogar, icxh darf ganz ich selbst sein. Notfalls auch mit Stäubchen oder losen Knöpfen.
Die Entscheidung ist getroffen: ich gehe und beginne neu.
Ich nehme die Herausforderung an und hoffe, dass mir unterwegs nicht der Mut ausgeht, denn jetzt heißt es wachsen, und zwar über mich selbst hinaus. Selbstzweifel sind jetzt nicht angesagt, Komplexe über lose Knöpfe und Fussel auf dem Blazer erst recht nicht. Bramasole macht sich schick und nimmt es mit der Schlipsträgerbranche auf - für den Traumjob? Wir werden sehen...
Kann man eine Entscheidung überschlafen? Ich meine richtig, mit Einschlafen und Durchschlafen?
Ich kann es offenbar nicht - und dabei muss ich mich noch nicht einmal sofort entscheiden. Ich habe eine Woche. Eine Woche, in der sich entschieden wird und in der ich mich entscheide. Es sieht gut aus auf der anderen Seite, das Feedback war umwerfend, ich dachte schon, ich würde vom Fleck weg eingestellt.
Es ist eine Überraschung, dass es überhaupt zur Debatte steht. Eine Herausforderung der Extraklasse, ein Aufstieg, dem ich hoffentlich entspreche, und der mich nicht überfordert.
“Manchmal bin ich überzeugender, wenn ich nicht überzeugt bin”, fällt mir ein, während ich über das gestern Erlebte nachdenke. Doch das gilt nun nicht mehr, denn alles stellt sich nun völlig anders dar und bietet Möglichkeiten, mich einzubringen, meine Talente auszunützen, mit denen ich im Traum nicht gerechnet hätte. Es war nicht der Plan, nicht in dieser Branche, aber es könnte verdammt gut werden - wenn ich mich drübertraue, mich im Eiltempo weiter zu qualifizieren und mich selbst dann als Fachfrau zu bezeichnen, um selbständig und allein an die Konzeptentwicklung zu gehen.
Was lässt mich zögern - Versagensangst? Nein, nicht einmal das! Ich halte mich nur nicht für eine Frau, die in diese Branche, zu diesen perfekt auftretenden, Anzug- bzw. Kostümchentragenden, in schönster mit Fremdwörtern gespickten Schriftsprache sprechenden, die Haare stets geordneten, niemals bekleckerten, im Modelschritt laufenden Arbeitstieren passt. Irgendwie schaffe ich es immer, im falschen Moment ein Stäubchen, einen losen Knopf zu finden, den Kragen erst zurechtzupfen zu müssen und mich entsetzlich unperfekt zu fühlen. Aus Gesprächen mit anderen weiß ich, dass man mir das nicht anmerkt. Meine Sprache wird für gewählt gehalten, ich kleide mich alles andere als schlampig und die kleinen Pannen fallen niemandem auf. Es ist wohl eine reine Kopfsache? Geht es allen anderen ähnlich? Sind alle insgeheim so unsicher?
Und dann ist da noch das Gewissen, es überhaupt in Erwägung zu ziehen, nach der getroffenen Entscheidung für mich und gegen andere, nach der Nachricht, dass die Kollegin weggeht und so alles gut werden könnte. Und wenn ich daran denke, dass ich mir doch ein Spezialwissen und Spezialkompetenzen angeeignet habe, die derzeit niemand sonst mitbringt und die mein Aufgabengebiet erst mal zum Stehen bringt - vor allem weil mir schon schwindelig wird bei dem Gedanken, wie schnell ich weg sein würde, bei all dem Urlaub, den ich noch aufbrauchen müsste...
Ich war lange weg, zu lange. Und ich kann noch nicht mal in Worte fassen warum. Genaugenommen gab es keinen einzelnen Grund, aber eine Ansammlung von kleinen Gründen. Angst davor, zu tief zu graben, was mir beim Schreiben zwangsläufig passiert. Zu viel Ablenkung durch Stress in der Arbeit, Jobsorgen und der Suche nach Alternativen, vor allem aber einfach das Gefühl, nichts Besonderes zu sagen zu haben oder preisgeben zu wollen. Chaos in meinem Kopf und in meinem Herzen. Selbstfindung.
Die Strategie der letzten Tage und Wochen: alte Freunde treffen, Spaß haben. Die Sorgen weglachen. Und das hat gewirkt und tat der Seele gut, öffnete das Herz wieder, ließ mich tiefer in mich hineinsehen, das warf neue, ganz andere, viel tiefer gehende Fragen auf. Wahrscheinlich war gerade das gut, genau das, was ich gebraucht habe, um weiterzukommen.
Jetzt ist die unangenehme Zeit vorbei.
Klarheit im Job. Und ein besseres Ergebnis als erwartet - in jeder Hinsicht. Und ist plötzlich der Knoten geplatzt? Denn kaum habe ich wieder die ersehnte Jobsicherheit, stellt sich heraus, dass ich die nervige Kollegin loswerde! Und jetzt, ganz plötzlich, eile ich von einem Vorstellungsgespräch zum nächsten. Ich hör es mir alles an, vertrauend, dass ich mich schon richtig entscheiden werde. Ich kann jetzt nicht anders, als meine Chance wahrzunehmen, auch wenn ich nun abgesichert bin.
Und was im Job gilt, kann doch auch fürs Private nicht verkehrt sein...
Seit Wochen beobachten wir ein Vogelpaar beim Nestbau direkt über der Terrassentür, wo eigentlich Rollläden vorgesehen wären. Sie ließen sich durch nichts stören, flogen an uns vorbei, wenn wir draußen frühstückten.
Seit ca. Einer Woche ist der Nachwuchs da, unverkennbar am lauten Gezwitscher, wenn die Eltern zum Füttern kommen.
Es ist schon merkwürdig, wie wir darauf reagieren. Es ist unser Haus, unsere Terrasse, aber wir bemühen uns, sie nicht zu stören, warten, bis sie wegfliegen, ehe wir die Türe öffnen.
Heute Früh standen wir im Schutz der Terrassenüberdachung und sagen in den regennassen Garten, als sich das Vogelpaar sichtlich nicht mehr zurücktraute. Er setzte sich abwartend auf den Zaun, sie auf den Rosenbogen und sie fingen eine lautstarke Diskussion an, die ich hier einfach mal frei übersetze:
“Wir können nicht zum Nest, siehst du nicht, sie stehen direkt davor.”
“Richtig, so ein Mist. Aber sie gehen bestimmt auch gleich wieder. In den letzten Tagen waren sie auch nicht so viel draußen.”
“Du alter Optimist, die bleiben bestimmt länger, und wir können die Kleinen nicht füttern. Ich hab dir gleich gesagt, dass es nicht gut ist, wenn wir hier auf der Westseite bauen.”
“Du spinnst doch, es ist genau der richtige Platz. Hast du vergessen, was unseren Nachbarn auf der Ostseite passiert ist? Der Marder hat ihre Eier gestohlen und das Nest zerstört! Ich habe und das sicherste Plätzchen ausgesucht.”
“Aber was nützt uns das, wenn wir jetzt nicht hin können, weil die auf der Terrasse herumlaufen müssen?”
“Nerv mich nicht. Es ist doch heute viel zu kalt, die gehen bestimmt gleich rein.”
“Vielleicht. Aber es wird wieder schöner werden, und dann machen sie wieder Feuer und laden alle ihre Freunde ein. Und wie sollen wir dann die Kleinen füttern?”
“Du siehst das viel zu negativ. Weil sie da sind, ist es im Garten viel feuchter, und so erwischen wir die Würmer viel leichter. Und sie tun den Kleinen doch nichts. Seit einer Woche sind sie geschlüpft und sie haben ständig gepiepst. Das haben die sicher gehört, aber sie haben uns nichts getan.”
“Aber wer weiß, was ihnen noch einfällt! Ach, hätten wir doch weiter oben gebaut! Im oberen Stockwerk können sie wenigstens nicht rauskommen.”
“Reg dich nicht auf, sie gehen ja schon wieder. Jetzt sind wir sicher. Los geht’s!”
Cool ist, Stellenanzeigen zu lesen, während die Chefin im Raum ist, die Bewerbung am Firmendrucker auszudrucken, in der Arbeitszeit einen Vorstellungstermin zu vereinbaren und auch gleich im Internet Informationen übers Zielunternehmen einzuholen.
Eigenartigerweise wollt ich schon mal dringender weg als gerade eben, aber man kann sich ja auch keine Chancen entgehen lassen...
Es gibt ein Wort, das ich mir ständig vorsagen muss, wenn ich mal wieder derart rot sehe wie heute, die Bezeichnung meiner Lieblingskollegin für meine direkte Kollegin: "Scheißwichtlerin".
Genau das ist sie, genau das tut sie. Sie bauscht Kleinigkeiten auf und behandelt sie wie Wichtigkeiten. Ihre Kleinlichkeit, ihre Pingeligkeit, Ihre Rechthaberei sind unerträglich und machen mich wahnsinnig.
In diesem Sinne - auch wenn es meinen Musikgeschmack normalerweise nicht trifft - IST ES WICHTIG???!!